Autor: Sascha Christmann
Der Vorverkauf lief hervorragend für unseren Fanclub. Wir konnten genügend Tickets für alle ergattern, die zum Auftakt der Champions League 2025/2026 mit dem BVB zur alten Dame nach Turin reisen wollten. Es war allen bewusst, dass es ein sehr schweres Spiel werden sollte – aber was uns dort erwartete, sollte ein eigenes Kapitel im Buch der furiosesten Spiele des BVB bekommen.
Die BVB Supporters Südwest reisten mit mehreren Autos, mit dem Flugzeug und mit dem Zug an. Diejenigen, die schon früh in Turin angekommen waren, nutzten den Tag für einen Spaziergang durch die geschichtsträchtige Hauptstadt Piemonts, schauten sich ein paar touristische Highlights an, gönnten sich köstlich belegte Focaccia und dazu das eine oder andere Bierchen. Dann machten wir uns frühzeitig auf den Weg zum Juventus-Stadion (Allianz Stadion), das sich relativ weit im Norden von Turin befindet.
Die mehrstufigen Einlasskontrollen am Gästeblock waren übertrieben gründlich und zeitraubend. Am ersten Tor wurde man nur mit einem gültigen Ticket durchgelassen. Dann folgte ein zweiter Check und die erste akribische Ausweiskontrolle am Drehkreuz. Es gab Leute, denen wegen einer kleinen Abweichung zum personalisierten Ticket – etwa einem Zahlendreher im Geburtsdatum – der Zutritt verwehrt wurde. Reine Schikane… Hinter dem Drehkreuz wurde man von übereifrigem Security-Personal empfangen. So musste man nicht nur die Schuhe ausziehen, sondern wurde bis an die Grenze der Übergriffigkeit körperlich untersucht. Man wollte einigen unserer Mitglieder sogar den Schal mit der schlichten Aufschrift „SÜDWEST“ entwenden, weil dieser angeblich nicht erlaubt sei. Zum Glück konnte ein Mitarbeiter der BVB-Fanabteilung die Angelegenheit regeln. Auf dem Weg in den Gästeblock bewaffneten wir uns noch mit einem Bierchen – und auf ging es in den Unterrang.
Es waren noch gut zwei Stunden bis zum Anpfiff, und das Stadion füllte sich langsam. Nach einer Weile war der Gästeblock ordentlich in Schwarzgelb dekoriert, und die gut 3.500 Borussen begannen, sich warmzusingen.
Erste Halbzeit
Mit dem Anpfiff zeigten sich die Anhänger von Borussia Dortmund von ihrer besten Seite und feuerten ihre Mannschaft ohrenbetäubend laut mit aller Leidenschaft an. Zu Beginn der ersten Halbzeit wirkte Dortmund durchaus überlegen und hatte deutlich mehr Ballbesitz. Juventus zeigte sich davon unbeeindruckt, blieb aber passiv. Der erste Abschluss der Bianconeri in der 4. Spielminute war allerdings brandgefährlich. Kobel fischte den Ball mit größter Mühe aus dem linken Kreuzeck. Ab der 20. Minute wurde Juventus aktiver und erspielte sich mehrere kritische Torchancen. Unser Gregor Kobel stand wieder einmal im Mittelpunkt und glänzte mehrfach mit hervorragenden Paraden. Die Dortmunder Offensive konnte derweil nichts Zählbares verbuchen. Sie agierte zwar motiviert, hatte aber wenig Glück im Abschluss. Der Dortmunder Gästeblock hingegen zeigte sich unbeirrt stark – und die BVB-Gesänge schepperten so laut durch das Juventus-Stadion, dass vom italienischen Temperament der Gastgeber kaum etwas zu hören war.
Zweite Halbzeit
Direkt zu Beginn der zweiten Hälfte nahm das Spiel Fahrt auf. Maxi Bayer drückte einen langen Ball an Juve-Keeper Gregorio vorbei an den rechten Pfosten (51.). Eine Minute später zog Adeyemi einfach mal mit links ab und platzierte den Ball präzise unten rechts im Turiner Tor (52.). Der Gästeblock explodierte förmlich, und teure Bierduschen (7 € pro Becher) sorgten für Erfrischung. Mehrfach schepperte ohrenbetäubend laut unser Klassiker „Erste Runde Krankenschein…“ aus der Kurve.
Die Partie war nun voll in Fahrt. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, extrem lautstark angefeuert von den Turiner und Dortmunder Fans. Dann begann das Torspektakel:
In der 64. Minute war es Turins Superstar Kenan Yildiz, der ebenfalls aus der Distanz den Ball im Dortmunder Tor versenkte. Nur eine Minute später (65.) schlenzte Felix Nmecha den Ball rechts oben ins Netz. Doch Dusan Vlahovic glich sofort wieder aus (67.).
Für uns Fans war das Ganze wie ein ekstatischer Fiebertraum – und wir brüllten uns die Seele aus dem Leib.
Kaum glaubte man, das Spiel sei etwas zur Ruhe gekommen, erzielte Yan Couto die erneute Führung für den BVB (75.). Als Bensebaini in der 86. Minute schließlich einen Handelfmeter sicher zur 4:2-Führung verwandelte, waren die mitgereisten Dortmunder Fans völlig aus dem Häuschen und glaubten an den sicheren Sieg. Doch in der Nachspielzeit passierte das Unglaubliche:
Vlahovic machte seinen zweiten Treffer (90.+4), und Lloyd Kelly sorgte mit dem Tor zum 4:4-Ausgleich (90.+6) für Schockstarre im Gästeblock.
Nach dem Abpfiff
Auch wenn sich das Unentschieden fast wie eine Niederlage anfühlte, wurde die Mannschaft für ihren starken Auftritt gebührend gefeiert und verabschiedet. Es folgte eine mehr als einstündige Blocksperre für die Gästefans aus Dortmund.
Fazit und Ausblick
Borussia Dortmund steuerte mit einer hochverdienten 4:2-Führung auf einen unerwartet klaren Auswärtssieg gegen Juventus Turin zu, gab diesen aber in den letzten Minuten leichtfertig aus der Hand.
Am Sonntag geht es in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg, und am 1. Oktober in der Champions League zuhause gegen Bilbao.
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